Titanverträglichkeit

Titan Implantate

In der Implantologie werden mehr als 95% aller Zahnimplantate aus Titan angefertigt. Unter anderem wurde Titan aufgrund seiner immunologischen Verträglichkeit zum Goldstandard bei der Implantation erhoben.
Doch mehren sich in letzter Zeit bei den Titanimplantaten Probleme wie Materialunverträglichkeit und Überempfindlichkeitsreaktionen.

Titanunverträglichkeit

Individuelle Unverträglichkeit von Titan ist auf eine überschießende entzündungs-provozierende Reaktivität der Immunzellen zurückzuführen, die bei betroffenen Patienten nach Kontakt mit Titanpartikeln auftritt.
An der Oberfläche von implantierten Titanmaterialien findet ein metallischer Abrieb statt. Nun ist es physiologisch, dass Gewebemakrophagen nach Kontakt mit Titanpartikeln mit einer Freisetzung der proentzündlichen Zytokine reagieren. Entscheidend ist jedoch das individuelle Ausmaß dieser Antwort des Immunsystems.

Die Kenntnis des Entzündungsgrades ist ein wesentlicher Faktor für die Prognoseeinschätzung vor Titanimplantationen. Bei sogenannten Entzündungs-High-Respondern kommt es zu einer ausgesprochen hohen Entzündungsantwort, wodurch die Immunreaktion selbst zum Problem wird. Wenn eine gesteigerte Entzündungsbereitschaft vorliegt, kann diese in weiterer Folge für einen primären oder sekundären Implantatverlust verantwortlich sein.

Diagnostik der Titan Unverträglichkeit: Titan-Stimulationstest

Bei diesem Vollblutstimulationnstest wird untersucht, ob die Makrophagen des Patienten nach Kontakt mit Titanpartikeln mit einer gesteigerten Entzündungsantwort reagieren., Diese Reaktion führt zu einer erhöhten Freisetzung der beiden proentzündlichen Schlüsselzytokine TNF und IL1.

Ein positives Ergebnis im Titan-Stimulationstest weist auf das Vorliegen einer Prädisposition für eine Entzündung rund um das aseptische Implantat, hin. Titanunverträglichkeit ist nicht gleichzusetzen mit einer Allergie, bei der die Allergendissposition immer zu meiden ist. Anders als bei Allergien stellt die Diagnose High-Responder keine absolute Kontraindikation für die Verwendung von Titan dar. Dennoch sollten Alternativen überleget sowie Recall- und Prophylaxeintervalle enger gehalten werden.

Die Untersuchung kann auch bei bereits erfolgter Implantation angewandt werden, um einer verzögerten Einheilung auf den Grund zu gehen.

Konsequenzen für die Patienten mit Risikokonstellation

1. Das Risiko eines primären und/oder sekundären Implantatverlustes ist erhöht.

2. Bei High-Responder-Patienten sollten Alternativen zum Titan erwogen werden (z. B.: herausnehmbarer Zahnersatz).

3. Sollte man sich trotz bestehender Risikokonstellation für Titan entscheiden, sollten
einige Grundregeln beachtet werden:

  • zweimalige Prophylaxe vor der Implantation
  • Prophylaxeintervalle nach der Implantation eng setzen
  • keine Verwendung von Parodontalsonden aus Titan
  • Implantationen nicht ins präentzündliche Knochenareal
  • intensive Therapie bestehender Entzündungen
  • entzündungshemmende Medikation während der Implantationsphase
  • Raucherentwöhnung
  • optimale Einstellung anderer prädisponierender Erkrankungen

4. Keine immunstimulierende, sondern eine antientzündliche Therapie

5. Prinzipiell sollten bei diesen Patienten sämtliche Materialien auf eine mögliche
Sensibilisierung geprüft werden.

Allergie gegen Zahnersatz?

Manche Menschen entwickeln auf Metalle, Kunststoffe oder andere Allergene nicht adäquate, sondern überschießende Reaktionen. In den meisten Fällen handelt es sich um so genannte Spättypallergien. Der Körper hat bei Kontakt individuelle Gedächtniszellen auf Fremdstoffe gebildet, er kann gewisse zahnärztliche Stoffe offensichtlich nicht tolerieren. Im Fall eines zweiten oder andauernden Kontaktes mit diesen Materialien wird die Bildung vieler weißer Blutkörperchen (T-Lymphocyten) durch die Gedächtniszellen ausgelöst. Zahnfleischentzündungen, Parodontitis und Zungenbrennen, aber auch Kopf- und Gelenksschmerzen, Müdigkeit, grippeähnliche Allgemeinsymptome sind Teil der Immunantwort, die das Ziel hat, eingedrungene, als schädlich angesehene Fremdantigene zu beseitigen.

Lymphocytentransformationstest (LTT)

Der Lymphocytentransformationstest (LTT) ist ein Allergietest, der mit Patientenblut in einem hochqualifiziertem Labor durchgeführt wird. Bei diesem Test werden im Labor aus einer Blutprobe Immunzellen gewonnen und mit den „verdächtigen“ Metallen, Kunststoffen oder auch anderen Materialien zusammengebracht.
Bei einer zellulären Sensibilisierung auf ein Metall werden die allergenspezifische T-Lymphozyten zur einer vermehrten Zellteilung angeregt. Ist der SI des Prüfansatzes mit dem verdächtigen Allergen höher als 3, so wird dieser in der Praхis als positiv bewertet.

Blutabnahmemöglichkeit für die Tests

Meine Ordination dient als Kooperationseinrichtung zu dem hochspezialisiertem Labor in Berlin. Für jedes Untersuchungsprofil werden 3- 5 Röhrchen venöses Blut benötigt. Ein Probeneingang ins Labor muss innerhalb von 24h gewährleistet sein. Daher Sammeltermine in der Ordination, ein Kurier wird zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse sind in ca. 10 Tagen zu erwarten.

Abrechnung:

Die Untersuchung wird von der Krankenkasse nicht bezahlt.

Die Abrechnung mit dem Patienten erfolgt direkt in der Ordination.
Die Kosten für LTT Titan: 150 €
Die Kosten für Titanstimulationstest: (+Entzündungsgrad): 450 €